Entspannungsverfahren

Progressive Muskelrelaxation

Die Progressive Muskelrelaxation ist ein von E. Jacobsen (1885-1976) entwickeltes psychologisches Verfahren zur Beeinflussung von psychophysiologischen Anspannungszuständen. Ziel dieses Verfahrens ist die frühzeitige Wahrnehmung von muskulären Spannungszuständen und deren aktive Reduktion. Durch willentlich und bewusste An- und Entspannung bestimmter Muskelgruppen soll ein Zustand tiefer Entspannung des ganzen Körpers erreicht werden.

  • Körperliche Wirkung: Abnahme der sympathischen und evtl. Steigerung der parasympathischen Aktivitäten des Nervensystems, in der Folge Senkung von Muskeltonus, Herzfrequenz, Atemfrequenz, Blutdruck, Steigerung der Durchblutung der Hautgefäße in den Extremitäten
  • Emotionale Wirkung: angenehm erlebte Zustände der Ausgeglichenheit und Harmonie
  • Kognitive Wirkung: Ruhe, Konzentration und Erholung

Bei der Progressiven Muskelrelaxation werden nacheinander die einzelnen Muskelpartien in einer bestimmten Reihenfolge zunächst angespannt, die Muskelspannung wird kurz gehalten, und anschließend wird die Spannung gelöst. Die Konzentration wird dabei auf den Wechsel zwischen Anspannung und Entspannung gerichtet und auf die Empfindungen, die mit diesen unterschiedlichen Zuständen einhergehen.

Will man mit Kindern diese Form der Körperarbeit praktizieren, so muss dies auf kindgerechte Weise geschehen. Mit lustigen Geschichten, Bewegungs- und einfachen Muskelübungen werden dem Alter entsprechende einfache Muskelanspannungen geübt und den Kindern gezeigt wie Muskulatur angespannt und entspannt wird.

Kinder lernen durch Progressive Muskelrelaxation ihren Körper kennen, nehmen ihn bewusster wahr und spüren ihn nach. Hierbei verlassen sie sich auf die Gesamtheit ihrer Sinne und machen sich so ein optimales Bild von ihrem eigenen Körper. Somit führt PMR zu verstärkter Körperwahrnehmung, verstärktem Körperbewusstsein und dem Erkennen eigener Grenzen und Energien.

Autogenes Training

Autogenes Training ist eine auf Autosuggestion basierende Entspannungstechnik, die von dem Berliner Psychiater J.H. Schulz aus der Hypnose entwickelt wurde. Es wird auch als Verfahren zur "konzentrativen Selbstentspannung" bezeichnet. Die eigene Vorstellungskraft kann beim autogenen Training eine intensive Entspannung des gesamten Körpers hervorrufen und so zu einer Stabilisierung der unwillkürlichen Körperfunktionen beitragen.

Die regelmäßige Anwendung dieses Umschaltens auf ein anderes Körperverständnis kann dabei helfen, Probleme des Alltags oder der eigenen Persönlichkeit zu verarbeiten.

Kinder können ähnlich wie Erwachsene unter Stress leiden und alle daraus resultierenden negativen Effekte an Körper und Seele spüren. Autogenes Training kann eine Möglichkeit sein,

  • körperliche und psychische Erschöpfungszustände und Belastungen abzubauen,
  • Nervosität, innere Anspannung, Prüfungsängste und Schlafstörungen zu mindern und
  • Leistungs- und Verhaltensschwierigkeiten, Konzentrations- und Sprachstörungen zu beheben.

Das Kind lernt, dass es seinen Körper durch Gedanken selbst beeinflussen kann und erlebt somit eine Steigerung seines Selbstbewusstseins.

Im Autogenen Training üben wir genau vorgeschriebene Suggestionsformeln. Diese Formeln sind gedachte Worte, die das Erleben von Entspannungsreaktionen im Körper beschreiben. Unterstützt durch die Konzentration auf bestimmte Körperteile und entsprechende Fantasievorstellungen werden selbstregulativ wissenschaftlich messbare Entspannungsreaktionen ausgelöst.

Fantasiereisen

"Fantasie ist besser als Wissen, denn Wissen ist begrenzt. Fantasie aber umfasst die ganze Welt und alles, was wir je wissen und verstehen können" (Albert Einstein). Tatsächlich haben wir häufig die besten Einfälle, während wir vor uns hin träumen, unter der Dusche etwa. Wird die Fantasie von Anfang an gefördert, kann sie das ganze Leben lang einen wertvollen Rettungsanker darstellen. Fantasievolles Spiel liefert die Grundlage dafür, dass das Kind heranwachsen und sich schließlich alleine in der Welt zurechtfinden kann.

Fantasiereisen sind Ausflüge in die Welt unserer Visionen und Erinnerungen. Wir tauchen ein in die innere Stille und lassen den hektischen Alltag außen vor. Mit Hilfe dieser Übungen können wir ähnlich entspannen wie über ein Autogenes Training.

Fantasiereisen dienen der Entspannung. Ihr Erzählstil weicht daher vom üblichen Vorlesen ab. Beim Vortragen der Geschichten wird viel Raum zwischen den Worten gelassen. So bekommen die Kinder Gelegenheit, die Vorstellungskraft spielen zu lassen und der Fantasie Lauf zu lassen. Dies führt zu einem Zustand der Entspannung.

Fantasiereisen sind übrigens auch hilfreich um die Kreativität anzukurbeln. Ein wenig ähneln sie gelenkten Tagträumen. Das logisch-analytische Denken verblasst. Stattdessen setzen wir mit Hilfe der Vorstellungskraft bekannte Bilder neu zusammen. Womöglich ergeben sich dabei bislang nicht bedachte Aspekte, die zu einer Problemlösung beitragen oder Ideen für die Zukunft liefern. Die imaginären Reisen können zudem motivieren, indem wir mit Ideen und voller Tatendrang in die Wirklichkeit zurückkehren.

V 1.0.1